C. June Barnes: exploring dimension in quilt art

 

C. June Barnes erhielt schon mehrere Preise für ihre Quilts, die sich durch Besonderheiten auszeichnen. Als Beispiel sei nur „Squaring Up“ genannt, eine Arbeit, die 2010 beim Festival of Quilts in Birmingham in der Kategorie „Contemporary Quilts“ gewann. Während normalerweise Quilts eine mehr oder weniger eindimensionale, flache Angelegenheit darstellen, bezieht die in Hastings (England) lebende Textilkünstlerin die dritte Dimension mit ein und wird räumlich.

 

Beim Festival of Quilts 2012 hatte sie zusammen mit Janice Gunner eine umfangreiche, sehr sehenswerte Ausstellung unter dem Titel „Unexpected Pleasures“ zu diesem Thema. Zudem erschien bei Batsford ein Buch mit dem treffenden Titel „exploring dimension in quilt art” und die 128 Seiten platzen bald vor lauter Ideen aus allen Nähten. Es geht darin ausdrücklich nicht um optische Effekte, wie sie z.B. durch das traditionelle Muster „Baby Blocks“ erreicht werden oder um von Künstlern wie Vasarely oder Escher inspirierte Quilts. Es geht auch nicht um Wearables, Kissen, Taschen, Hüte oder ähnliches, sondern tatsächlich um dreidimensionale, räumliche Arbeiten.

 

Auf der Suche nach neuen, originellen Ideen nimmt die Autorin die Formen, Objekte und Strukturen aus ihrer Umgebung ins Visier, zeichnet sie mit Kamera oder Stift auf und entwickelt daraus Ideen. Was passiert, wenn … ist dann die zentrale Frage. Was passiert, wenn ich etwas durch ein Vergrößerungsglas betrachte oder umgekehrt, verkleinere? Was passiert, wenn ich alte, lange schlummernde Ideen aus einem anderen Blickwinkel betrachte? Ein interessantes Beispiel zur Ideenfindung gibt sie im Buch: „Verb command prompts“. Das ist nichts anderes, als eine umfassende Checklist, eine Aufzählung zum Durchgehen: Was passiert wenn, ich etwas rund, eckig, länglich mache? Was passiert, wenn ich etwas verfeinere, Teile weglasse, verzerre? usw. Die spannendsten neuen Ideen kommen ihr, so schreibt die Autorin, indes bei der Arbeit.

 

Nun könnte man argumentieren, dass allein das Quilting, drei Lagen vorausgesetzt, einem Quilt schon eine gewisse räumliche Tiefe verleiht. Es geht aber in diesem Buch weit darüber hinaus, entweder durch Techniken wie z.B. teilweises Schrumpfen, so dass andere Partien um so mehr hervortreten oder Smocken oder andere, Faltungen erzeugende Techniken. Das ist aber erst der Anfang. Gezeigt wird dann im Einzelnen, wie man durch Weben, Einrollen, Ausdehnen, Verdrehen …noch mehr Räumlichkeit erzielt. Schließlich kommt C.June Barnes zu Körpern: Bälle, Pyramiden, Zylinder, Flaschen, Vasen bis hin zum Lampenschirm oder begehbaren Objekten. Hier wäre ein Beispiel eine Jurte von Linzi Upton, vorgestellt innerhalb der Galerie von weiteren Künstlerinnen.

 

Dieses Buch beinhaltet nicht nur Inspirationen in jeder Menge, sondern auch die Anleitungen zu den einzelnen Projekten. Unabdingbar allerdings ist – trotz vieler exzellenter Fotos und Zeichnungen – englisches Leseverständnis, das über Grundkenntnisse hinaus geht; allzu schwierig geschrieben ist das Buch aber nicht. Im Vordergrund stehen die vielen Ideen, die durchaus wieder Ausgangspunkte für weitere Projekte sein können – ganz im Sinne der sympathischen Autorin, die ich beim Festival of Quilts persönlich kennenlernen konnte. Besuchen Sie sie doch mal auf ihrer Website!

 

 

C. June Barnes: exploring dimension in quilt art, Batsford, London 2012, ISBN: 978-1-84994-025-2, ca. 22 EUR

C. June Barnes: exploring dimension in quilt art, Interweave, Loveland, CO 2012, (US-Taschenbuchausgabe), ISBN: 978-1-59668-588-8, ca. 20 EUR

 

Und hier geht es zum Ausstellungsbericht auf dem BERNINA blog

 

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