Marie-Noëlle Bayard: Weißstickerei

 

„Mit weißem Garn auf weißem Tuch zu sticken, bedeutet mit Licht zu arbeiten“ – so lautet die Erfahrung der Autorin Marie-Noëlle Bayard und sie zeigt uns in ihrem 144 Seiten umfassenden Buch mit dem schlichten Titel „Weißstickerei“ wie dies gemacht wird. Sie führt uns an Hand von 30 verschiedenen Projekten, vom Tablettdeckchen bis zur Bettwäsche, von der Serviette bis zum Tafeltuch, die Eleganz der Weißstickerei vor Augen. Die Autorin blickt auf eine Ausbildung als Textildesignerin zurück, war in der Haute Couture sowie im Bereich der Innenausstattung tätig, arbeitete als Autorin auch für Frauenmagazine auf diesem Sektor und weiß daher, wovon sie spricht.

 

Gleich, ob klassisches oder modernes Stickmotiv – hier kann die Stickerin ihre Virtuosität demonstrieren. Neben den speziellen Stichen der Weißstickerei – wie z.B. Schnurstich, unterlegter Plattstich, Hohlsaum-, Richelieu- oder Lochmusterstichen – kommen jedoch auch die wohl allgemeiner bekannten und daher vielleicht leichter auszuführenden Stiche wie etwa Stiel-, Stepp-, Knötchen- oder Kettstich zur Anwendung. Auf den letzten rund 20 Seiten des Buches werden all diese und weitere Stiche in Wort und Bild wie auch das sonstige Material beschrieben. Gestickt wird auf Stoffen verschiedenster Qualitäten: Vom feinen Voile und Batist, über Linon und Damast bis hin zu gröber gewebtem Leinen und Stramin kommt alles in Betracht, was weiß und für das entsprechende Stickvorhaben geeignet ist.

 

Im Hauptteil des Buches jedoch stellt die Autorin die unterschiedlichsten Modelle vor, die überwiegend mit floralen oder ornamentalen Motiven gestaltet sind. Dabei können sparsame Akzente gesetzt oder – wie etwa mit einem Alphabet – ganze Flächen ausgefüllt werden. Dass dies einen eher nostalgischen Eindruck macht, liegt vielleicht am Styling der erstklassig aufgenommenen Fotos aus dem Hause Lucano, auf denen die gekonnt ausgeführten eleganten Stickereien, begleitet von ausgesuchten Dekorationsstücken in klassisch-charmantem Ambiente zur Geltung kommen. Hier erkennt man auch deutlich die Feinheit der Strukturen, die unterschiedlichen Stiche, das Spiel mit Licht und Schatten dieser Ton-in-Ton-Arbeiten. Und da ins Deutsche übersetzt, ist das Buch nicht nur eine Augenweide, sondern auch von der ersten bis zur letzten Seite verständlich.

 

Gleich, ob man die Projekte wie vorgeschlagen nacharbeiten oder Details in eigenen Projekten anwenden möchte – dazu gibt die Autorin Hilfestellung im Kapitel „Tricks und Tipps“ – in diesem aufwändig hergestellten Grundlagenwerk findet die Stickerin alles, was sie wissen muss, um sich auf diesem Spezialgebiet der Stickerei zurecht zu finden und auch eigene Dessins zu entwickeln.

 

Marie-Noëlle Bayard: Weißstickerei, Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien 2008, ISBN: 978-258-07269-2, 29,90 EUR

 

 

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