Margaret Beal: Fusing Fabric – Creative Cutting, Bonding and Mark-Making with the Soldering Iron
Ein Lötkolben mit feiner Spitze stellt heutzutage eines der kreativsten Werkzeuge in der Hand einer Textilkünstlerin oder Stickerin dar. Denn was die Modeindustrie schon seit vielen Jahren nutzt, um mit Hilfe von Hitze Stoffe zu schneiden, zu verbinden oder zu mustern, hat auch Margaret Beal, eine erfolgreiche britische Stickkünstlerin, stark beeinflusst. Sie entwickelte auf der Grundlage traditioneller Sticktechniken über Jahre hinweg neue Techniken und Methoden, um mit Hitzeeinwirkung synthetische Stoffe zu Elementen von Textilkunst zu verwandeln. Ihre Erfahrungen, die sie in ganz Großbritannien (und darüber hinaus) in Kursen weitergibt, stellt sie in „Fusing Fabric“ erstmals in Buchform (in englischer Sprache) vor.
Nach einer Vorstellung der unerlässlichen Werkzeuge, Stoffe, Fäden und anderen nützlichen Materialien geht es los mit den ersten Versuchen, bei denen die Hitze der Lötkolbenspitze eingesetzt wird, um Stoffe zu mustern, zu durchtrennen oder miteinander zu verbinden, zu verschmelzen. Die Autorin beschreibt alle Arbeitsprozesse ausführlich und veranschaulicht dies durch viele außergewöhnliche, hervorragend fotografierte Beispiele. Einerseits wird der Lötkolben wie ein Zeichenstift eingesetzt, aber andererseits ist dieses Werkzeug auch in der Lage, die Beschaffenheit von Stoffoberflächen strukturell zu verändern, Stoffe patchworkartig miteinander oder übereinander zu verbinden oder dreidimensionale Formen herzustellen. So können z.B. zauberhafte Applikationen über Öffnungen im Stoff entstehen.
Im nächsten Kapitel werden diese Techniken kombiniert mit Maschinenstickerei, frei geführt versteht sich. Da man mit Hitze auch Stoffränder versiegeln, also vor dem Ausfransen bewahren kann, tun sich hier aparte Möglichkeiten auf: spitzenartig durchbrochene Stickereien mit feinen Details, Applikationen, aufgebaut aus dünnsten Stoffschichten, Reverse appliqué oder Reliefeffekte.
Das dritte Kapitel widmet sich dreidimensionalen Formen, die beispielsweise durch eingeschlossene Drahtformen gebildet werden. Im letzten Kapitel schließlich geht es um den schöpferischen Einsatz von Materialien wie Farbe, Klebevlies (Vliesofix), Schablonenmaterial, Folie und PVC. Aber auch Naturfasern wie Leinen kommen in ungewöhnlicher Verwendung vor, ebenso wie z.B. Zeitungspapier, was zu kreativen Stickobjekten führt.
Den jeweiligen Kapiteln sind zu den genauen Beschreibungen der Methoden noch Workshops und Projektvorschläge zugeordnet, die es der Leserin leicht machen, sich mit den Vorschlägen auseinanderzusetzen, sie auszuprobieren und zu üben. Da Margaret Beal vom Sticken kommt, sind viele der zahlreichen abgebildeten Beispiele mit Maschinenstickerei vom Feinsten ausgearbeitet.
Dies alles macht den Reiz für Quilterinnen aus, die außer Patchwork und Quilting noch weitere Dimensionen in ihre Arbeit einzubeziehen suchen. Die Autorin bleibt hier gerade nicht nur bei der Stickerei, sondern geht technisch noch weiter. Außerdem verarbeitet sie auf diese Weise Materialien, die normalerweise problematisch zu handhaben sind, mit Leichtigkeit und kommt zu wirklich überzeugenden Ergebnissen. Bewaffnet mit einem Lötkolben, dem 128seitigen Buch und soliden Englischkenntnissen kann man getrost auf Entdeckungstour gehen und sich auf Experimente einlassen. Ungewöhnliche Ergebnisse für ein nächstes Projekt sind garantiert!
Margaret Beal: Fusing Fabric – Creative Cutting, Bonding and Mark-Making with the Soldering Iron, B T Batsford, London 2005, ISBN 0-7134-8956-1, ca. 31 EUR
Hinweis:
Abbildung des Buchcovers kann abweichen.