Jan Beaney/Jean Littlejohn: Over the Line – Couching Rediscovered

 

 

In ihrem neuesten Heft Nr. 16 greifen Jan Beaney und Jean Littlejohn ein altes Thema wieder auf: „Couching“ – früher hierzulande auch unter dem Terminus „Fadenapplikation“ bekannt, was dem Ganzen ein eher altbackenes Image verleiht. Dem ist aber ganz und gar nicht so! Es handelt sich hier um eine Methode, wie man auf einem Untergrundstoff positionierte Fäden befestigt, um dadurch ein Muster, ein Bild, ein Ornament usw. zu schaffen. Dies kann fein gearbeitet sein, aber auch kräftige oder ausdrucksvolle Effekte sind möglich. Daher bietet diese einfache, seit alters her bekannte Stickmethode eine weite Variationsbreite an Möglichkeiten.

 

Zunächst stehen natürlich lineare Muster im Vordergrund, mit deren Hilfe beispielsweise ein Motiv umrahmt oder betont werden kann; aber auch das Ausfüllen von Flächen kann man sich gut vorstellen.

 

Normalerweise wird diese Technik unter Verwendung von zwei Nadeln und zwei Fäden gearbeitet, wobei der dickere Faden aufgelegt und mit dem dünneren Faden in Position gehalten wird. Dieses Befestigen kann mittels verschiedener Stiche geschehen: Überfangstiche im rechten oder geneigten Winkel gestochen, Kreuz-, Hexen-, Kettenstiche (oder der spezielle Bucharastich) usw. sind dafür beliebt und geeignet, auch in freier, unregelmäßiger Weise ausgeführt. Je nachdem, welche Fäden miteinander kombiniert werden, entstehen die unterschiedlichsten Wirkungen und Effekte.

 

Die Autorinnen gehen nun noch weiter und bringen „Mixed Media“ ins Spiel: gerissene Stoffstreifen, oder Draht, Dinge aus dem Haushalt wie z.B. Büroklammern, Trinkhalme, Geschenkband oder aus dem Recyclingbereich wie z.B. Einwickelpapierchen kommen genauso in Frage wie Naturmaterialien wie z.B. Federn, getrocknete Pflanzenteile bis hin zu den Stacheln vom Stachelschwein. Selbstverständlich hängt es vom Verwendungszweck ab, wie und womit diese mehr oder weniger fragilen Dinge aufgenäht werden.

 

Um ein ansprechendes Design zu finden, greifen Beaney/Littlejohn auf ihre altbewährten Skizzenbücher zurück, um die Linien einer Holzmaserung oder Baumrinde als Inspiration für die Entwicklung eines eigenen Designs zu verwenden. Auch eine Wasseroberfläche kann lineare Muster liefern, die auf verschiedene Weise in textil umsetzbar sind. Um sich weitere Inspirations- und Designquellen zu erschließen, demonstrieren die Autorinnen wie man Skizzen nach der Natur anlegen kann.

 

Abgerundet werden die 26 Seiten mit einem Kapitel über das Maschinensticken, wobei selbst gefertigte Kordeln und Schnüre mit Knoten, Perlen usw. dekoriert und mit verschiedenen Garnen und Stichen appliziert werden.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Autorinnen Wege aufzeigen, um eigene Ideen frei- und umzusetzen, wobei die große Variationsbreite jedem einen eigenen Spielraum eröffnet, der sich auf dieses Spiel mit Fäden einlässt. Gute Englischkenntnisse wären bei der Lektüre von Vorteil, sind aber nicht Voraussetzung.

 

Jan Beaney/Jean Littlejohn: Over the Line – Couching Rediscovered, Double Trouble Enterprises, Maidenhead (UK), 2005, ISBN 0-9546014-5-9, ca. 15,- EUR.

 

Erhältlich bei www.quiltstar.de oder www.quiltundtextilkunst.de

 

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Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Red, 2007

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