Jan Beaney/Jean Littlejohn: Seductive Surfaces

 

Es gibt zwei  Hauptbereiche, mit denen man sich beschäftigen muss, wenn man eine neue Arbeit angeht: Einer betrifft die Idee, die dahinter steckt, der andere Bereich ist das technische Wissen, das die Idee bedient. Einfacher gesagt, handelt es sich um das „Was“ und das „Wie“. Wenn ich erst einmal weiß, was ich machen will, (be-)nutze ich meine Technik-Kenntnisse, das Wie, um diese Herausforderung umzusetzen.

 

Jan Beaney und Jean Littlejohn liefern dieser Maxime folgend in ihrem bisher neuesten Heft Nr. 18 „Seductive Surfaces“ – also „Verführerische Oberflächen“ – beides: Ideen (und wie bisher auch Ansätze zur Entwicklung eigener Ideen) wie auch Techniken (selbstverständlich nicht die üblichen). Hier wird erforscht, was passiert, wenn mit den verschiedensten Mitteln Stoffe manipuliert, weiter bearbeitet, verändert ... werden. Experimente mit Handstickerei plus Folie (mit Hitze behandelt wirft dieses Verpackungsmaterial von Teebeuteln Blasen), aber in ganz diskreter Farbigkeit, ergibt eine subtile Interpretation von Flechten auf Pflastersteinen nach starkem Frost in Blau-grau. Wie sind die Ergebnisse, wenn Samt mit Entfärbepaste bedruckt oder zusammen mit Papierfasern oder Mull verarbeitet wird? Hier kommt es den Autorinnen auf Kontraste an: dick und dünn, matt und glänzend, luxuriös und schlicht. Die Pracht vergangener Zeiten liefert einerseits Opulenz, befindet sich andererseits aber mehr oder weniger in einem Stadium des Verfallens - gerade diese Kombination bietet den Autorinnen in ihrer typischen Art Ansätze zur exquisiten Umsetzung: zunächst hadernhaltiges Papier, worauf appliziert, gemalt, geklebt, gestickt usw. wurde; danach Schichten von Plusterfarbe, bemaltes Klebevlies und Folienauftrag mit einem Hauch von Gold. Abschließend ein schwarzes Chiffontuch und die „Zerstörung“ durch die Heißluftpistole, wodurch der Verfallsprozess eines antiken, sakralen Buches interpretiert wird.

 

Dies sind nur einige Beispiele, denn auf 24 Seiten mit hervorragenden Fotos von Michael Wicks wird selbstverständlich noch viel mehr Ungewöhnliches gezeigt, auch z.T. Schritt für Schritt, und beschrieben – allerdings auf gehobenem Englisch. Auf jeden Fall beweisen die ausgefallenen Meisterwerke der beiden britischen Textilkünstlerinnen (und ihrer Studenten), was alles möglich ist, wenn man ihren Tipps folgend nur den Mut hat, etwas auszuprobieren. Es lohnt sich! Wer sich neuen Ideen, Materialien und Techniken nicht verschließt und sie erfinderisch anwendet, wird mit verführerischen Ergebnissen belohnt.

 

Jan Beany/Jean Littlejohn: Seductive Surfaces, Double Trouble Enterprises, Maidenhead 2006,

ISBN: 978-0-9546014-7-8, ca. 15,- EUR

 

Erhältlich bei www.quiltundtextilkunst.de oder www.quiltstar.de

 

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