Jan Beaney/Jean Littlejohn: Red

 

In einem ihrer beiden neuesten Hefte (Nr. 19) widmen sich die beiden britischen Textilkünstlerinnen Jan Beaney und Jean Littlejohn der Farbe Rot, wie auch der Titel „Red“ schon nahe legt. Als eine der drei Primärfarben liegt Rot im Farbkreis ihrer Komplementärbarbe Grün gegenüber und wird gemischt mit Blau zu Violett, und mit Gelb gemischt ergibt sich der Farbton Orange – wobei noch eine Menge weiterer Schattierungen, insbesondere auch in der Mischung mit Weiß und Schwarz sich ergeben können. Speziell die grünen Farbtöne sind oftmals wichtig, um Rot hervorzuheben – ein Effekt, den man z.B. gut auf Weihnachtspapier beobachten kann.

 

Auch steht im Allgemeinen die Farbe Rot, die Farbe des Blutes, für verschiedene Symbole. Man denke nur an den Roten Teppich, der für wichtige Besucher ausgerollt wird, aber auch an die Bedeutung als Alarmsignal. Die emotionalen Reaktionen auf den Farbton sind unterschiedlich: Einerseits verbindet man damit Wärme, Liebe, Leidenschaft, andererseits aber wird damit auch die Warnung vor Gefahren assoziiert. Auch viele Blüten und Früchte leuchten in einem Farbton aus der roten Farbfamilie. Andererseits wiederum ist eine Bezeichnung wie „Rotlichtbezirk“ eher negativ besetzt, und wenn jemand „rot sieht“, verheißt dies ebenfalls nichts Gutes.

 

Auf dem Hintergrund dieser allgemeinen Betrachtung über die Farbe Rot zeigen uns die beiden Autorinnen, welche Themen sie in welcher Weise umgesetzt haben. Wie bei den beiden Künstlerinnen üblich, bilden Aufzeichnungen aus den Skizzenbüchern die Quellen für exquisites Design. In die Skizzenbücher finden Sujets Eingang, die die Künstlerinnen im Alltag, auf Reisen, in ihrer Umgebung wahrgenommen und malerisch-zeichnerisch oder als Foto festgehalten haben. Brems- und Rücklichter von im Stau stehenden Autos – ganz verschieden in Größe und Form – liefern ihnen Inspirationen für gitterförmig angeordnete Stickmuster, während der von alters her symbolträchtige Granatapfel aufgeschnitten ein interessantes Innenleben offenbart, das sich zur Umsetzung in einen Linoldruckstock eignet, mit dem nicht nur Papier, sondern auch Stoff hervorragend bedruckt und mit weiteren Techniken – auch unter Einsatz des Embellishers (Trockenfilzmaschine) – ausgearbeitet werden kann. Betrachtet man die Blüte eines Anthuriums (Flamingoblume) oder andere Blüten durch eine Lupe, entdeckt man Farben und Muster, die eben nicht auf den ersten Blick zu sehen waren, die sich aber großartig dazu eignen, um in verschieden ausgeführte Stickereien umgesetzt zu werden, wobei sowohl verschiedenste Materialien wie auch Techniken zum Einsatz kommen. So bilden etwa Scoubidous und Perlen oder gefärbte Seidenkokons das Ausgangsmaterial für extravagante Interpretationen. Selbstverständlich finden auch Landschaften Verwendung und bilden den Ausgangspunkt, um mit Hilfe von Materialien wie Lutradur  oder Vliesofix zu phantastisch strukturierten Kreationen zu gelangen. Zum Schluss überzeugt auch noch ein Beispiel, in dem die Farbe Rot gerade durch sparsame Verwendung besonders hervorgehoben wird.

 

Alles in allem liefern die 26 Seiten mit großartigen Farbfotos von Michael Wicks einmal mehr höchst interessante Anregungen für das eigene Arbeiten in Fülle – so dass es auf gutes englisches Leseverständnis nur sekundär ankommt. Die textilen Arbeiten sprechen für sich.

 

Jan Beaney/Jean Littlejohn: Red, Double Trouble Enterprises, Maidenhead 2007, ISBN: 978-0-9546014-9-2, ca. 15,- EUR

 

Erhältlich bei www.quiltundtextilkunst.de oder www.quiltstar.de

 

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Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Over the Line – Couching Rediscovered, 2005

Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Seductive Surfaces, 2006

Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Embellish & Enrich, 2007

Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Location, Location, 2008

Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Stitchscapes, 2010