Jan Beaney & Jean Littlejohn: Location, Location
In vielen Ihrer Bücher sind die äußerst erfolgreichen britischen Textilkünstlerinnen Jan Beaney und Jean Littlejohn ihrer Philosophie treu geblieben, sich jeweils auf ein bestimmtes Thema zu beschränken und damit zu konzentrieren, um dadurch eine Reihe von Ideen zu entwickeln und vertiefen zu können. Dies betrifft ebenso den Fall „Location“, also Orte, die man beispielsweise bereist. Ein solcher Ansatz begünstigt ein tieferes Verständnis, die gründliche Auseinandersetzung mit einem Thema und verhindert, oberflächlich von einem Gegenstand zum nächsten zu wechseln und zu meinen, man müsse in einem Werk so gut wie alles unterbringen. Und so passt der neue Titel „Location, Location“ genau in diese Betrachtungsweise, beinhaltet er doch ein Plädoyer für Skizzenbücher.
Über die Jahre hat sich in der Praxis gezeigt, dass es sehr hilfreich ist, ein Skizzenbuch anzufangen und immer bei sich zu haben. Dies erlaubt einen konzentrierten Blick, die Sammlung von Eindrücken, das Isolieren von Farben, Mustern und Texturen, die, aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst, für Überraschungen sorgen können. Je nach Situation wird das Festhalten im Skizzenbuch unterschiedlich ausfallen: Ein flüchtiger Eindruck wird anders aufgezeichnet werden, als wenn man die Gelegenheit zu längerer Beobachtung hat. Ein anderes Papier oder neues Format wird die Skizze ebenso beeinflussen wie anderes Zeichengerät. Manchmal haben die Ergebnisse mehr Energie, weil sie abseits der bisher benutzten Methoden entstanden. Das wichtigste aber ist immer, einen konzentrierten Blick zu haben und das Festhalten im Skizzenbuch so zu gestalten, dass es für künftige Projekte nützlich sein wird.
Die beiden Autorinnen führen selbstverständlich auch und gerade auf jeder Reise Skizzen- oder auch Tagebücher mit sich – Quellen der Inspiration für spätere Projekte. Uns, den Lesern, werden nicht nur interessante Einblicke in ihre Aufzeichnungen gewährt, sondern ganz nebenbei gibt es auch viele Tipps, um dies erfolgversprechend zu tun. Beispielsweise lohnt es sich, die Farben einer Landschaft oder die Strukturen, die Felsen, Strände oder auch ein ausgetrockneter See liefern, aufzuzeichnen. Sehen zu lernen ist wichtig. Je nachdem wohin und in welcher Intensität ein Blick gerichtet wird, ergeben sich aus ein und derselben Position unterschiedliche Perspektiven und Aspekte, die lohnenswert sein können. Ist die Zeit für ausführliche Skizzen zu kurz, tun es auch schriftliche Notizen oder Fotos. Details, wie Texturen von Oberflächen, Risse und Löcher, Spuren des Zerfalls, Muster und Rhythmen, Durchsichten … liefern viele Ideen, die man textil umsetzen kann – besonders nach Beendigung der Reise.
Was Jan Beaney und Jean Littlejohn daraus machen, zeigt das 26-seitige Buch ebenfalls großartig auf. Viele Anregungen, die es wert sind, in das eigene Schaffen einfließen zu lassen, sind in Wort und Bild enthalten. Zwar sollte man über ein gutes Leseverständnis der englischen Sprache verfügen, um den vollen Nutzen daraus ziehen zu können. Aber schon allein das Betrachten der Farbfotos wird der etwas erfahrenen Quilterin nicht nur Ideen liefern – es geht einem vor allem das Herz auf …
Jan Beaney / Jean Littlejohn: Location, Location, Double Trouble Enterprises, Maidenhead 2008, ISBN: 978-0-9559959-0-3, ca. 15,- EUR
Erhältlich bei: www.quiltundtextilkunst.de, www.quiltstar.de
Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Over the Line – Couching Rediscovered, 2005
Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Seductive Surfaces, 2006
Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Red, 2007
Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Embellish & Enrich, 2007
Zur Rezension von Jan Beaney/Jean Littlejohn: Stitchscapes, 2010