Jutta Erner / Christa Rolf: Textile Bücher

 

Sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit: Textil gewordene Geschichten, festgehaltene Erinnerungen oder die Sammlung besonderer Themen und Techniken sind nur einige Stichpunkte dafür, was alles zwischen zwei textilen Buchdeckeln festgehalten werden könnte. Nicht nur der Einband, auch die Seiten sind bei einem textilen Buch überwiegend aus Stoff gearbeitet, was jedoch die Verwendung weiterer unterschiedlicher Materialien nicht ausschließt, nein, geradezu herausfordert. Besonders die nicht-textilen Elemente sind es meist, die nach der Erfahrung der sechs Autorinnen dem Ganzen eine besondere Spannung verleihen. Sie richten ihr Buch mit dem Titel „Textile Bücher“ daher an die Adresse fortgeschrittener Patchworkerinnen und Textilschaffender, die neue Anregungen suchen und sich in Buchform ausdrücken möchten.

 

Sieben größere Kapitel führen in jeweils andere Arten von Buchformen, Seitenbindungen, Themenbeispiele und in verschiedenste Arbeitstechniken aus den Bereichen Mixed Media und Oberflächengestaltung mit Anleitungen ein. So entfalten sich nicht nur „Buchbinderkünste“ an sich, sondern es breitet sich gleichzeitig ein umfangreicher Reigen an ungewöhnlichen Techniken aus, die sich durchaus auch anderweitig, also nicht nur buchspezifisch, anwenden lassen. Unmöglich, alles aufzuführen! Aber ein kleiner Einblick ist möglich:

 

Christa Rolf und Jutta Erner widmen sich zunächst der „Seitenbindung mit Gelenk“, einer Buchbindung mit vielen Variationen, die als Musterbuch oder als Rosenbuch und außerdem mit verschiedenen Randgestaltungen daherkommen kann. Susanne Kontarsky-Blaß demonstriert die klassische Buchbindung am Thema „Drei Frauen – drei Generationen“ und geht dabei z.B. auf Fototransfers und das Färben sowie Schmelzen von synthetischem Filz ein. Catherine Pascal zeigt Leporellos in Verbindung mit phantasievoller Oberflächengestaltung, Christiane Kühr „Dreiecksgeschichten“ – dreieckige Bücher ungewöhnlicher Machart. Im „Geheimnisvollen Garten“ von Birgit Friese geht es um Mäander-Bücher, Maschinenstickerei auf Organza und das Arbeiten mit Tyvek. Wie könnte man lose Blätter attraktiv aufbewahren? Natürlich in einer „Buchbox“. Jutta Erner zeigt, wie es gemacht wird und führt auch ein in die Anfertigung von Sammelbüchern für Urlaubserinnerungen, Karten oder Tags. Tags sind kleine Kunstwerke, nämlich beidseitig gestaltete Anhänger, deren Herstellung ebenfalls erklärt wird, die Akzente an Koffern, Taschen, in textilen Büchern und Scrapbooks setzen, und die wie AMCs und ATCs (Karten) getauscht werden.

 

Summa summarum ist dies ein sehr gut gemachtes Buch für Experimentierfreudige, gespickt mit Anregungen und Ideen, die durchaus nicht nur auf das Herstellen von Textilen Büchern beschränkt sind. Es braucht den Vergleich mit dem ebenfalls hier schon rezensierten Buch „Textil-Karten“, für das ein Teil der Autorinnen schon früher tätig war, absolut nicht zu scheuen, im Gegenteil. Beide Bücher sind nicht nur eine Leseempfehlung, sondern auch Erfolg versprechende Arbeitsbücher zu einem günstigen Preis, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

Jutta Erner / Christa Rolf (Hrsg.): Textile Bücher – Quilt-Kunstwerke – Mixed Media – Oberflächengestaltung, OZ-Verlag, Rheinfelden, Freiburg 2008, ISBN 978-3-86673-102-8,  14,90 EUR

 

Zur Rezension von: Christa Rolf (Hrsg.): Textil-Karten – AMC & ATC – Minaturwerke bekannter Quiltkünstler

 

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