Isobel Hall: Bags with Paper & Stitch

 

Die britische Textildesignerin Isobel Hall ist bekannt für ihre exquisiten und doch voll funktionsfähigen Taschen, die sie – man höre und staune – aus Papier als Grundstoff anfertigt. Die Autorin spezialisierte sich zunächst auf die Papierherstellung, gab Workshops, gestaltete  Bücher, Skizzenbücher und Postkarten, bis sie eines Tages darum gebeten wurde, eine Tasche anzufertigen. Bingo! Endlich hatte sie eine Möglichkeit, ihr bevorzugtes Material, das selbst hergestellte Papier, mit textilen Techniken zu kombinieren und etwas Ungewöhnliches daraus entstehen zu lassen. In ihrem 128 Seiten umfassenden Buch mit dem Titel „Bags with Paper & Stitch“ enthüllt sie nun erstmals ihre „Betriebsgeheimnisse“. Es führt zunächst sowohl in die Kunst des Papiermachens als auch in die Verwendung von gewöhnlichen Papieren ein. Weiter wendet die Autorin eine Vielzahl von Techniken, mit denen sie Textur und kreatives Dekor erzielt, an. Außerdem stellt sie 16 verschiedene Taschenprojekte samt genauen Materialangaben und Arbeitsanleitungen vor.

 

Das Buch ist ein echtes Buch der Mixed-Media-Techniken: Mit innovativen Techniken in Fülle – und alle beschrieben! – werden die unterschiedlichsten Strukturen, Texturen und Oberflächengestaltungen erreicht. Silk Paper mit den verschiedensten Effekten, Papier aus Zwiebelschalen, Zeitungspapier, Tapete oder auch Packpapier u.a. sind zunächst die Basis, dazu kommen textile Materialien wie z.B. Seiden- und Wollfasern, Möbelstoffe, Stramin, Bänder und Garne usw. Das gewisse Etwas bekommt die jeweilige Tasche – neben ihrer Form – jedoch noch durch den Einsatz verschiedenster Materialien, die es bisweilen für den Betrachter nicht erkennen lassen, wie und vor allem woraus die Künstlerin das Behältnis geschaffen hat. Hier kommen verschiedene Farben, Stempel, Folien, Naturmaterialien genauso zum Einsatz wie Teebeutel, Windeleinlagen, Wachs, Schuhcreme, Perlen, Stickereien auf wasserlöslichem Trägermaterial und, und, und.

 

Ihre Inspirationen gewinnt die Autorin beispielsweise aus der Architektur, Kunst oder Lebensart  vergangener Epochen: So ist die „Jester Bag“ an das Kostüm eines mittelalterlichen Hofnarren angelehnt, was sich durch die Betonung der Taschenöffnung durch eine entzückende Gestaltung aus passendem Effektgarn und winzigen Glöckchen ausdrückt, während die Tasche an sich aus gequiltetem Silk Paper (Herstellung wird ebenfalls erklärt) besteht. Auch die Natur liefert Isobel Hall Ideen, die sie etwa bei der Tasche auf dem Cover umgesetzt hat. Bemerkenswert sind auch ihre Lösungen für die verschiedenen Henkel, die, wie auf dem Titel zu sehen, aus einem wieder verwendeten alten Taschenbügel, aber durchaus auch etwa aus Treibholz, Modeschmuck oder aus textilem Material bestehen können.

 

Obwohl das Buch Taschen thematisiert, eignet es sich nicht nur dazu, um sich persönliche Modeaccessoires herzustellen – es geht weit darüber hinaus. Die vielen verschiedenen angewandten Techniken und Materialien aus dem Mixed-Media-Bereich machen es ebenso interessant für all diejenigen, die einem anderen dreidimensionalen Projekt oder auch einem Quilt eine ungewöhnliche Note verleihen möchten oder neue Wege zu eigenen Ausdrucksmöglichkeiten suchen. Es fordert zu eigenen Experimenten geradezu auf! Zwar sind alle Projekte in hervorragenden Farbfotos, z. T. mit Detailaufnahmen abgebildet, aber daraus allein ist die Vorgehensweise natürlich nicht ersichtlich. Daher sollte man schon über ein relativ passables Leseverständnis der englischen Sprache verfügen, um den vollen Nutzen aus dem Buch ziehen zu können. Dann aber entdeckt man so viele überraschende Ideen, Materialkombinationen und Designs, dass einem wirklich die Wahl schwer fällt. Eine etwas andere Buchempfehlung, nicht nur für Taschenfans.

 

Isobel Hall: Bags with Paper and Stitch, Batsford, London 2007, ISBN: 978-0-7134-9034-3, ca. 30,- EUR

 

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