Marian Jazmik: Textures from Nature in Textile Art
Die britische Textilkünstlerin Marian Jazmik findet ihre Inspirationen in der Natur und nutzt sie, um einzigartige Textilkunstwerke zu schaffen. Ausgangspunkt ist jeweils ein Foto aus ihrer umfangreichen Sammlung besonderer Fotos. Dies setzt einen Blick voraus, um interessante Details zu erkennen, die es aufzunehmen gilt: im Wald ein verrottender Pilz oder eine Flechte an einem Baum, in der Stadt das in einer Ritze wachsende Gras oder an der Küste vielleicht die von den Wellen geformten Muster im Sand oder die Oberfläche einer Muschelschale. Es kommt ihr auf die Strukturen und Texturen an, die sie mit ihrer Handykamera fotografiert. Sie macht davon drei bis vier Aufnahmen, bei denen sie immer näher herangeht. Zurück am Computer werden die Bilder gesichtet und hier kommen die Nahaufnahmen, die sie verwendet, dann zum Vorschein, werden ausgewählt und auf Stoff - zum Beispiel mit einem Tintenstrahldrucker - übertragen.
Wie die Texturen in ihren Werken entstehen, ist der sie am meisten interessierende spannende Prozess. Die ersten 25 von insgesamt 128 Seiten des Buches kreisen um dieses Thema. Hier kommen vorneweg Materialien und Techniken, die zum Mixed Media-Bereich gezählt werden, wie z.B. Plastik, Putzschwämme, Schnüre und Bänder, Verpackungen usw. zum Einsatz, aber auch Ungewöhnliches, wie recycelte Materialien und Dinge, die zum Abfall wandern würden, die sie in Kombination mit Stoffen und Fäden verwendet. Zu ihrer Ausrüstung gehören aber auch noch Lötkolben, Heißluftföhn, Heißkleber, ein simples Teelicht usw. samt Schutz wie Atemmasken oder eine nicht brennbare Arbeitsfläche. Dann wird gefärbt und mit der Maschine, aber auch von Hand frei gestickt, Schicht um Schicht.
Waren die bislang eingestreuten Fotos schon appetitanregend, so sind es diejenigen, die die folgenden sechs Kapitel illustrieren, erst recht. Nein, es ist untertrieben, sie sind spektakulär!
Zuerst inspiriert ein Baum, genauer seine Rinde. Davon ausgehend zaubert Marian Jazmik Gefäße mit reich texturierten Oberflächen, jedes anders, jedes einzigartig. Dann wechselt die Inspiration zu den Wurzeln, dann zu den Blättern. Weiter geht es mit neuen Anregungen, denen Flechten oder Kakteen zugrunde liegen. Dann Pilze und Samen. Den Reichtum an Formen und Farben, den die Natur bereithält, transferiert die Künstlerin in ihre zauberhaften Objekte.
Das Buch lebt, wie man sich vorstellen mag, von der Vielzahl der Fotografien. Schon allein sie anzuschauen, ist ein Genuss. Will man aber in die Experimente, die die Autorin vorschlägt und beschreibt, einsteigen, so sollte man den auf Englisch geschriebenen Text lesen und verstehen können. Ein Buch, voll mit fantasievollen Ideen und vielfältigen Anregungen!
Marian Jazmik: Textures from Nature in Textile Art, Batsford, London 2021, ISBN 978-1-84994-670-4, ca. 16 EUR