Ein
Projekt, das 2009 nicht nur beim Europäischen Patchworktreffen in Ste
Marie-aux-Mines, sondern auch in den USA richtig Furore gemacht hat, ist die
Ausstellung ihres „textilen Walds“ der Gröbenzeller Gruppe. Irene Kahmann: Der Stoff, aus dem die Bäume sind – Strukturen für einen genähten Wald
Ein
Projekt, das 2009 nicht nur beim Europäischen Patchworktreffen in Ste
Marie-aux-Mines, sondern auch in den USA richtig Furore gemacht hat, ist die
Ausstellung ihres „textilen Walds“ der Gröbenzeller Gruppe.
Eines Tages kam Irene Kahmann auf die Idee, die unterschiedlichen Strukturen der Baumrinden in Stoff umzusetzen: Genähte Baumstämme könnten ein faszinierendes Konzept für die nächste Ausstellung werden, an dem sich alle 24 Mitglieder der Gröbenzeller Quiltgruppe beteiligen. Nachdem sie die Gruppe mit der Idee vertraut gemacht hatte, ging man innerhalb einer Seminarwoche gemeinsam an die Arbeit. Gestützt auf vorher angefertigte Fotos von verschiedenen Baumarten, wählten jeweils drei oder vier zusammen arbeitende Quilterinnen sich Bäume aus, stellten ihre Gestaltungsideen dazu vor, diskutierten und begannen gemeinsam mit der Umsetzung. Am Ende der Woche war man stolz und zufrieden über die geschaffenen einzelnen Baum-Interpretationen, die zu Hause noch vollendet und weiter ausgeschmückt wurden.
Die 8. Gröbenzeller Quiltausstellung 2008 war der erste große Erfolg. Die fertigen Bäume hängen alle von der Decke herab und ergeben damit einen Wald, in dem der Ausstellungsbesucher umherspazieren kann.
Irene Kahmann hat daraus ein weiteres Buch geschaffen, in dem sie detaillierte Anleitungen zum Nacharbeiten der unterschiedlichen Baumstrukturen vorstellt. Zahlreiche Fotos von einfachen bis hin zu raffinierten Techniken veranschaulichen deutlich, worauf es ihr ankommt. Jeder Baum ist nach einer vom Grundsatz her gleichen Konstruktion aufgebaut, wobei je nach Baum ganz unterschiedliche Stoffe eingesetzt werden. Zusätzlich kommen entweder noch Dekorationen hinzu oder einzelne Abschnitte werden unterschiedlich gestaltet: Das kann eine besondere Stoffstruktur aus Falten oder Biesen sein, es wird gesmokt, Stoffstreifen werden manipuliert, verschiedene Stoffe geschichtet, untere Schichten können durch die sog. Negativ-Applikation freigelegt oder eine moderne Mola gestaltet werden. Kordeln oder Stickgarn können überstickt, mit Hilfe von Paspeln und Bändchen schlichte Flächen oder strenge Linien aufgelockert werden. Auch Chenille, Applikationen in verschiedenen Formen, einzelne Blätter, sog. Wespennester, lustige Stickereien oder aufgenähte Objekte bereichern die Baumstämme.
Insgesamt sind es 30 Bäume, alle in unterschiedlichen Techniken gearbeitet - eine wahre Fundgrube an Technik-Ideen, mit vielen deutlichen Fotos, z.T. Schritt für Schritt vorgestellt, auf insgesamt 94 Seiten und sehr vielseitig verwendbar. Sowohl Anfängerinnen als auch fortgeschrittene Quilterinnen kommen hiermit auf ihre Kosten. Durch die gut verständlichen Beschreibungen kann man sofort loslegen oder sich auch zu eigenen Kreationen anregen lassen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ein Buch ganz nach meinem Geschmack!
Irene Kahmann: Der Stoff, aus dem die Bäume sind – Strukturen für einen genähten Wald, Bergtor Verlag, Grünstadt 2009,
ISBN: 978-3-937703-15-2, 23,- EUR