Textilkunst
der Extraklasse präsentiert der MaroVerlag in seiner Galeriebuch-Reihe und setzt
mit dem Titel „Gesichter - Faces“ die Vorstellung außergewöhnlicher
Textilschaffender fort. Sara Lechner: Gesichter - Faces
Textilkunst
der Extraklasse präsentiert der MaroVerlag in seiner Galeriebuch-Reihe und setzt
mit dem Titel „Gesichter - Faces“ die Vorstellung außergewöhnlicher
Textilschaffender fort.
Gesichter sind das Markenzeichen der Textilkünstlerin Sara Lechner, ein sich stets wiederholendes Element ihrer Werke. Ihre Gesichter sind ausdruckslos, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Gefühle und Gedanken hinein interpretieren zu können. Für die Künstlerin sind Gesichter das Tor zwischen innen und außen, Orte, an denen die Außenwelt mit der Innenwelt in Verbindung tritt, Orte, wo Geschichten beginnen. Jedoch gibt es wenig Platz für ausgesprochen liebliche Gestalten; die Künstlerin übt durchaus Kritik an der Gesellschaft.
Sara Lechner wurde 1948 in Buenos Aires geboren, kam 1971 nach Österreich und wohnt zusammen mit ihrer Familie auf einem Biobauernhof, wo sie auch künstlerisch arbeitet. Über die Patchworktechnik fand Sara Lechner zu ihrer ganz eigenen Ausdrucksweise und sucht die Herausforderung im Experiment mit verschiedenen Materialkombinationen. Textilien, Fasern, Papier, Draht, Holz – verbunden, genäht, gerissen, verfilzt … daraus entstehen zunächst spielerisch wirkende, jedoch von der Idee her vielschichtige Werke mit einer ganz individuellen Formensprache. Sara Lechner entwirft auf Reisen, wo sie das Fremde und Ungestörte inspiriert, aber auch figürliche Darstellungen, wie z.B. in der alten südamerikanischen Kunst, üben Einflüsse auf ihre ganz eigenen Interpretationen aus.
In der Quiltszene wurde sie vor allem bekannt durch ihre Arbeit mit dem Titel „Besessen / Obsession“, in der erstmals das Material „Tyvek“, durch Hitzeeinwirkung in zufälliger Weise verformt, eingebracht wurde, Furore machte und in Europa eine Breitenwirkung entfaltete. Bestimmt ist es kein Zufall, dass diese Arbeit einen Kopf zeigt und die Besessenheit durch viele kleine eingestickte Gesichter ausgedrückt wird. Auch bringt man sie in Insiderkreisen als Initiatorin einer Gruppe alternativer textiler Künstler in Verbindung.
In der letzten Zeit verwendet Sara Lechner viele Wollfasern und Filz in ihren Werken, wobei sie beispielsweise die Möglichkeiten, die die Embellisher-Maschine eröffnet, nach allen Seiten ausschöpft, um dies in ihre reich texturierten Werke zu integrieren.
Das vorliegende, 144 Seiten umfassende Galeriebuch „Gesichter - Faces“ ist eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für Textilkunst interessieren, obwohl mir persönlich noch gefallen hätte, etwas über das Entstehungsjahr und die Größe der einzelnen Werke zu erfahren. Aber es tut der Freude beim Betrachten der vielen, von der Künstlerin selbst aufgenommenen Farbfotos und Detailaufnahmen nicht wirklich Abbruch, gibt es doch bei jedem erneuten Durchblättern immer noch etwas Neues, auch in den dazu sehr gut passenden Textwolken zu entdecken. Dieses Buch ist ein Muss für jeden Liebhaber zeitgenössischer Textilkunst.
Sara Lechner: Gesichter - Faces, MaroVerlag, Augsburg 2008, ISBN: 978-3-87512-752-2, 23,80 EUR