Quilts der Gruppe MeerArt: Mensch und Meer

 

Die Ausstellung „Zwischen Land und Meer“ der HachePatcher war so erfolgreich, dass dies den Anstoß gab, dass sich deutsch-niederländische Quilterinnen zur Gruppe MeerArt zusammen fanden. Man gab sich das gemeinsame Thema „Mensch und Meer“ mit dem Ziel, die daraus hervorgehenden Quilts diesseits und jenseits der Grenze, im Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel und im Veenkoloniaal Museum in Veendam, zwischen August 2006 und Februar 2007 zu präsentieren.

 

Von den 35 ausgestellten Quilts zeigt der 52 Seiten umfassende Katalog 24 Arbeiten in schönen Farbfotos. Zweisprachige (dt./niederl.) Statements der Künstlerinnen sowie einige Detailaufnahmen gehören ebenso dazu wie ein kleines Portraitfoto der jeweiligen Quilterin – so dass jeder der teils klangvollen Namen auch ein Gesicht hat. Eine schöne Idee!

 

Die in Quilts umgesetzten vielfältigen Ideen und Themen rund um das Leben an der Küste stehen jedoch im Mittelpunkt des Interesses. So bieten Sujets wie Ferien an und auf der See, die Fischerei, das Strandleben und Unterwasserwelten, aber auch das Verschwinden von Tieren und Pflanzen in Folge von Umweltschädigungen viele Facetten, die sich hervorragend auf verschiedenste Art und Weise in Quilts verarbeiten ließen. Selbst eine Naturkatastrophe wie die „Hollandflut“ 1953 und der daraufhin entwickelte Deltaplan zur Abwehr solch verheerender Sturmfluten boten Mirjam Pet-Jacobs die Gelegenheit, um sich mit zwei ihrer typischen Quilts künstlerisch damit auseinander zu setzen.

 

Ausgangspunkt einer ganzen Anzahl von Arbeiten ist die Patchworktechnik, wobei neben Baumwoll-, Leinen- oder Seidenstoffen durchaus auch andere Qualitäten und synthetische Materialien Verwendung fanden oder die Stoffe durch Färben und Entfärben, Bemalen und Bedrucken individuell gestaltet wurden. Schichtungen, Applikationen, Stickereien und variationsreiche Quiltmuster setzen mehr oder weniger deutliche Akzente. Der Mut zum Experiment zeigt sich in der Verarbeitung von Materialien wie etwa Tyvek, Angelina, Plastiknetzen, Colback oder Leder. Die Bild- und Formensprachen sind ebenfalls ganz unterschiedlich aufgefasst und reichen vom traditionellen Patchworkmuster über bildhafte Kompositionen bis hin zur Abstraktion.

 

In manchen Arbeiten, wie z.B. in der „Abendstimmung am Strand“ von Margret Behrends-Kohl, aber auch in dem Dreiteiler „Ferien an der See“ von Rita Berghuis-Ensing oder in „Farben des Meeres“ von Marjon Hoftijzer-Boer, herrschen die zurückgenommenen Farben der Nordseeküste (Wasser, Sand, Steine, Muscheln, Schlick) vor, während der Quilt „Netze“ von Helene Fischer von leuchtend gelb-orangefarbenen Applikationen und „Das Manöver des letzten Augenblicks“ von Gisela Stumpenhausen von einem überdimensonial großen rostfarbenen Segel effektvoll dominiert wird.

 

Alles in allem bietet der Katalog einen sehenswerten Querschnitt durch das zeitgenössische Schaffen und ist durch sein Themenfeld weder eingeengt noch zu weit gefasst. So stehen die Arbeiten inhaltlich in einem größeren Kontext, der jeder der 16 Quilterinnen Spielraum für die individuelle Interpretation ließ, lässt aber andererseits dadurch die Gesamtschau nicht ausufern. Ein mehr als gelungenes Konzept und Projekt!

 

Quilts der Gruppe MeerArt: Mensch und Meer

 

der Katalog kostet 9,80 EUR und ist erhältlich bei:

 

Deutsches Sielhafenmuseum Carolinensiel

Pumphusen 3

26409 Wittmund-Carolinensiel

www.dshm.de

E-Mail

 

zur Rezension von "... und fuhren übers Meer"

 

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