Kim Thittichai: Hot Textiles

 

Lötkolben, Heißluftpistole und das ganz normale Haushaltsbügeleisen sind die bevorzugten Werkzeuge, mit denen Kim Thittichai in vielfältigster Weise zu Werke geht. Die verschiedensten Materialien - wie beispielsweise Klebevlies (Vliesofix), Tyvek, Lutradur oder Pelmet Vilene (Pellon) zusammen mit Plastik, Folien, Cellophan, synthetischem Organza und Filz - werden bemalt, gefärbt, bedruckt, geschichtet, geschmolzen, miteinander verbunden, strukturiert, deformiert – zu den erstaunlichsten Ergebnissen gebracht - als Grundlage für weiteres textiles (Be-) Arbeiten.

 

Aber der Reihe nach:

Während ihrer Ausbildung am Polytechnikum in Brighton beschäftigte sich die Autorin zunächst mit dem dreidimensionalen Design von Holz, Metall, Keramik sowie Plastik und spezialisierte sich dann auf Keramik und Silber. Es blieb aber nicht aus, dass sie sich auch kreativen textilen Techniken zuwandte und dabei auf die Idee kam, geschmolzenes Material, vorzugsweise Plastiktüten, zu integrieren – eine Art zu arbeiten, die sie seither immer weiter verfolgt und dadurch immer neue Möglichkeiten und Techniken durch das Experimentieren für sich entdeckt hat. Dass dabei ein munterer Material- und Technik-Mix stattfindet, macht die teils dreidimensionalen Ergebnisse um so interessanter. Aus dem Fundus ihrer Erfahrungen entstand das 128 Seiten umfassende Buch „Hot Textiles“ – ein Inspirations-, aber auch Anleitungsbuch für alle, die sich mit dem Thema Mixed Media auseinandersetzen.

 

Das Buch teilt sich in zwei große Kapitel: Rund 50 Seiten sind der Vorstellung von Materialien, Werkzeugen und Techniken gewidmet (immer begleitet von tollen Farbabbildungen der Ergebnisse), der Rest steht unter der Überschrift „The Practice“, also: Anwendung und Übung, schön gegliedert nach den einzelnen Produkten. Es ist faszinierend zu lesen und vor allem anhand der prächtigen Fotos zu sehen, wie das Potential der einzelnen Materialien nach allen Seiten ausgeschöpft wird. Dann kommen noch Stiche dazu, von Hand oder mit der Maschine ausgeführt, Garne, Naturmaterialien, Papier ... erlaubt ist, was gefällt und was dem Ganzen eine unkonventionelle Note verleiht. Viele Beispiele britischer Textilkünstlerinnen illustrieren den leicht verständlichen, in englischer Sprache geschriebenen Text.

 

Nun könnte man sich fragen: Wozu das Ganze? Vielleicht, um sich von anderen Künstlerinnen abzuheben, vielleicht aber auch, weil es einfach sehr viel Spaß macht, weil eine spielerisch-experimentelle Komponente enthalten ist, die Ergebnisse überraschend sind und einen Ausgangspunkt bilden, um textile Techniken in einem ungewohnten Kontext frei anzuwenden und sich auf eine andere Art auszudrücken. Wie auch immer, lassen wir uns von den höchst ungewöhnlichen zwei- und dreidimensionalen Arbeiten inspirieren, um Neues zu entdecken und uns in den eigenen Arbeiten weiter zu entwickeln. Ein wichtiges Buch auf dem Mixed-Media-Gebiet mit einer Menge vielversprechender Ideen und Anregungen.

 

Kim Thittichai: Hot Textiles – Inspirations and Techniques with Heat Tools, Batsford, London 2007, ISBN: 978-0-7134-9040-4,

ca. 29,- EUR

 

 

Zurück zur Übersichtsseite

 

Impressum/Datenschutz